Es gibt zwei Arten von Motivation, die intrinsische und die extrinsische. Die intrinsische Motivation beruht auf dem freien Willen und Interesse etwas zu tun, woran man wirklich Freude hat. Du bist z.B. motiviert etwas zu lernen, weil du es wirklich lernen möchtest und weil du dich für die Informationen interessierst. Extrinsische Motivation hingegen beruht auf äußeren Einflüssen, die dich das tun lassen, was du gerade tust, z.B. das Geld für das du arbeitest oder der Abschluss für den du lernst. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Handlungen intrinsischer Natur deutlich nachhaltiger sind – d.h. gelerntes bleibt länger im Gedächtnis. In diesem Beitrag möchte ich eine höchst kontroverse Meinung zum Thema Schulsystem und freie Persönlichkeitsentfaltung mit euch teilen. Ich selbst habe gerade erst begonnen mich mit diesem Thema auseinander zu setzen und konnte die Thematik noch lange nicht von allen Seiten betrachten, aber trotzdem sind hier schon einmal einige Gedanken zu dem Thema: Nun ist es in unserem deutschen Schulsystem so, dass bereits Kinder im Alter von 6 oder 7 Jahren in einen Schulzwang geraten, bei dem sie von nun an stillsitzen und das lernen müssen, was ihnen vorgegeben wird. Leistung werden auf Knopf-Druck abgefragt und spiegeln dabei lediglich eine Momentaufnahme ihres aktuellen Zustandes wieder. Sie werden in Gruppen eingeteilt, in denen sie sich im Normalfall niemals zusammengefunden hätten, weil es von der Chemie her einfach nicht passt. Und Wertschätzung erfahren die Kinder meist nur dann, wenn die Leistungen auch gut waren. Das Schulsystem steckt somit bereits Kinder in Schubladen und drückt ihnen Werte und Informationen aufs Auge, mit denen sie teilweise gar nichts anfangen können. Zudem lernen sie, sich von anderem Bewerten und auf ihre Leistungen reduzieren zu lassen, anstatt autonom und eigenverantwortlich ihr Leben zu bestimmen und einzuschätzen. Als Resultat daraus kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Kinder sich in völlig andere Richtungen entwickeln, als sie es natürlicherweise getan hätten. Durch den Druck von Lehrern, Noten und dem Lehrstoff werden die Kinder in eine bestimmte Richtung gedrängt und müssen lernen sich anzupassen und zu unterwerfen. Was dabei leider verloren gehen kann ist die intrinsische Motivation am Lernen – daran neugierig zu sein und die Welt entdecken zu wollen. Die Kinder bekommen bereits in der 1. Klasse beigebracht, dass Schule etwas Nerviges ist und verlieren den Spaß am Lernen. Stattdessen wird ihnen 10 bis 13 Jahre lang vorgeschrieben was sie wann und in welchem Zeitraum zu lernen haben, um einen scheinbar möglichst umfangreichen und oberflächlichen Eindruck von allem zu gewinnen, was es auf der Welt gibt. Vernachlässigt werden dabei natürlich die wesentlichen Sachen, wie Steuererklärungen schreiben, Versicherungen abschließen, gesunde Ernährung etc. Häufig sind Jugendliche kurz vor ihrem Abschluss dann so überfordert mit der Fülle an Themenbereichen und der Unterdrückung ihrer eigenen Interessen, dass sie nicht mehr wissen, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen wollen. Dies führt oft dazu, dass Jugendliche mehr oder weniger blind oder auch fremd-beeinflusst Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft treffen, die überhaupt nicht zu ihnen passen. Viele irren jahrelang auf dem Studienmarkt rum und versuchen herauszufinden, was sie wirklich studieren wollen. Oder sie entscheiden sich notgedrungen für etwas, dass ihnen eingeredet wird und stellen irgendwann fest, dass ihnen der Bereich nicht liegt. Häufig trauen sie sich dann nicht mehr es vorzeitig zu beenden, weil sie Angst haben jemanden zu enttäuschen oder nichts Besseres mehr zu finden. Ich weiß wovon ich rede, weil es mir ganz genauso ging. Wenn sich Kinder allerdings von Anfang an frei entfalten dürften und mit intrinsischer Motivation so viel und vor allem genau das Lernen könnten was sie wollen, so könnten sie besser Selbstvertrauen aufbauen und herausfinden worin sie wirklich gut sind und was ihre Schwächen sind. Sie könnten sie sich frei auf das konzentrieren, was ihnen wirklich Freude bereitet und dadurch das Beste aus sich selbst herausholen. Das Lernen gehört für Kinder von Anfang an dazu. Sie werden mit einem großen Maß an Neugierde und Auffassungsgabe geboren, welche allerdings unter Zwang und zu hohem Druck verloren gehen können. Logisch, dass deswegen viele Eltern ihren Kindern kein selbstständiges Arbeiten und Lernen zutrauen, weil die Kinder häufig nur mit viel Widerwillen das Schulgebäude betreten. Wenn man ihnen jedoch eine Möglichkeit aufzeigt, bei der sie lernen können und dabei auch noch Spaß haben und sich entsprechend ihrer Interessen weiterbilden können, kann ihre Lust zu Lernen wieder wachsen. Dieses Konzept wird beispielsweise in sogenannten freien Schulen, auch in Deutschland, vertreten. An diesen Schulen gibt es keine Lehrer in dem Sinne, sondern ausgebildete Begleiter, die den Kindern bei allen Fragen zur Seite stehen und jedes Kind so weit unterstützen, wie es selbst unterstützt werden möchte. Die Schule „unterrichtet“ die Kinder für 10 Jahre klassenübergreifend, sodass keinem Alter Grenzen gesetzt sind. Die freie Schule endet mit dem Realschulabschluss, mit dem die Jugendlichen die Möglichkeit haben Abitur oder eine Ausbildung zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass so ein Kind wirklich weiß, was es nach der Schule tun will ist deutlich höher als bei Absolventen von staatlichen deutschen Schulen. Im Übrigen ist dieses System in anderen Ländern schon weit verbreitet. Deutschland schneidet dabei mit äußerst veralteten Grundsätzen ab. Glücklicherweise befinden wir uns zu jedem Zeitpunkt im Wandel. Überall und in jedem Lebensbereich finden ununterbrochen Weiterentwicklungen statt. Warum sollte gerade das Schulsystem davon ausgeschlossen werden? Kritisch betrachtet stellte sich für mich, so schön dieses Schulsystem auch klingen mag, die Frage, in wie weit die Jugendlichen aus freien Schulen mit den deutlich anderen Bedingungen im Abi oder gar auf der Hochschule klarkommen würden. Das Konzept des freien Lernens lässt sich leider bisher kaum auf die Oberstufe beziehungsweise auf die Universitätsstufe übertragen. Dort muss man gleiche Bedingungen für alle Schaffen. Ich frage mich, wie gut diese Menschen mit dem erhöhten Leistungsdruck im Studium und auch im späteren Berufsleben umgehen können. Studien zufolge, bei denen Schüler aus freien und konservativen Schulen verglichen wurden, gibt es keine signifikanten Unterschiede bei der Anzahl von Absolventen des Abiturs und der Hochschule. Der gleiche Anteil an „freien“ und „normalen“ Schülern absolvierte ihr Studium und wurde im gewählten Berufsfeld erfolgreich. Ich selbst bin wie gesagt selbst noch in der Findungsphase, aber ich möchte trotzdem jeden, der das liest, dazu animieren aufgeschlossen diesem Thema gegenüberzutreten und ihm eine gedankliche Chance zu geben – so wie bei jedem anderen meiner Beiträge und Themen auch.